Sabine Kalter
Die Altistin Sabine Kalter (1889-1957) wurde im Januar 1935 nach fast zwei Jahrzehnten der Ensemblezugehörigkeit an der Hamburgischen Staatsoper wegen ihrer jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten ins Exil gejagt. Bis dahin war die aus Galizien stammende Künstlerin der gefeierte Star des Hamburger Opernlebens. Nicht nur, dass das Publikum sie liebte und verehrte, sondern auch die Kritik bedachte sie mit begeistertem Lob für ihre herrliche Stimme und ihre hervorragende Technik.
Vor allem in Verdi-Partien und als Wagner-Interpretin feierte Sabine Kalter Triumphe, doch auch zeitgenössische Musik gehörte zu ihrem breit gefächerten Repertoire. Ende der Zwanziger Jahre wirkte sie an aufsehenerregenden Uraufführungen mit: im Hamburger Stadt-Theater 1927 an der Oper Das Wunder der Heliane von Erich Wolfgang Korngold, in Berlin 1928 an dem Opern-Oratorium Oedipus Rex von Igor Strawinsky und 1929 an der Oper Neues vom Tage von Paul Hindemith.
Foto: Sabine Kalter als Fricka in Richard Wagners Oper Walküre. Quelle: Archiv der Hamburgischen Staatsoper
Im englischen Exil konnte sie zunächst an ihren Erfolgen als international angesehene Opernsängerin anknüpfen, doch mit Ausbruch des 2. Weltkrieges wurden die Arbeitsbedingungen immer schwieriger, so dass sie sich schließlich als Gesangs-Pädagogin und Konzertsängerin betätigte.
In Deutschland wurde sie nahezu vollständig vergessen. Erst im Jahr 2006 rief die Ausstellung Verstummte Stimmen: Die Vertreibung der Juden aus der Oper 1933-1945, die das Hamburger Abendblatt in Zusammenarbeit mit der Hamburger Staatsoper in der Hansestedt zeigte, die Erinnerung an die große Künstlerin wieder wach.