Berthold Goldschmidt
Der Komponist Berthold Goldschmidt (1903-1996) kam in Hamburg zur Welt. Schon während seines Studiums an der Akademischen Hochschule für Musik in Berlin war er als Korrepetitor bei bedeutenden Orchestern tätig. Seinen ersten großen Erfolg als Komponist verzeichnete er 1925, als seine Passacaglia für Orchester op. 4 mit dem Mendelssohn-Preis ausgezeichnet wurde, einem vom preußischen Staat gestifteten Stipendium. Seine 1932 in Mannheim uraufgeführte Oper Der gewaltige Hahnrei rief ein lebhaftes Echo hervor und war für die Spielzeit 1932/33 in der Deutschen Oper in Berlin-Charlottenburg vorgesehen. Doch nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 wurde das Werk wegen Goldschmidts jüdischer Herkunft vom Spielplan genommen.
Goldschmidt ging nach London ins Exil. Da er in Groß-Britannien als Komponist nicht wahrgenommen wurde, war er als Musikredakteur, Korrepetitor und Dirigent tätig. Später konnte er sich als Spezialist für die Musik Gustav Malers etablieren. Erst in den 80er Jahren wurde seine Musik, die freitonale und tonale Motive miteinander verbindet, in Deutschland wiederentdeckt. Zahlreiche Einladungen zu Gesprächskonzerten, viel beachtete Aufführungen und CD-Einspielungen seiner Werke, Ehrungen und Auszeichnungen folgten. Aufträge des Kultusministeriums Schleswig-Holstein inspirierten den betagten Komponisten zu einem kammermusikalischen Spätwerk. In seiner Anwesenheit wurde seine Oper Der gewaltige Hahnreizunächst 1992 in der Berliner Philharmonie – sechzig Jahre nach der Absetzung vom Spielplan der Deutschen Oper – konzertant aufgeführt und schließlich 1994 an der Komischen Oper in Ostberlin in einer szenischen Neueinstudierung auf die Bühne gebracht. Im selben Jahr wurde seine zweite Oper – Beatrice Cenci, komponiert 1951 – in seinem Beisein am Theater Magdeburg unter der musikalischen Leitung von Mathias Husmann szenisch uraufgeführt.
Foto: Berthold Goldschmidt ca. 1980,
Quelle: Boosey & Hawkes Collection, Dr. Derek Goldfoot