Elsbeth Weichmann
Elsbeth Weichmann, geb. Greisinger (1900-1988), stammte aus einer bürgerlichen protestantischen Familie in Brünn (ehem. Tschechoslowakei), orientierte sich früh politisch links und wurde 1926 mit einer Dissertation über den „Leninismus als Theorie der sozialen Befreiungsbewegungen in seinen historischen Grundlagen“ promoviert.
1928 heiratete sie Herbert Weichmann, der wenige Jahre später aus Nazi-Deutschland fliehen musste: wegen seiner Position als persönlicher Referent des sozialdemokratischen preußischen Ministerpräsidenten Otto Braun und wegen seiner jüdischen Herkunft.
Das Paar ging 1933 über Prag nach Paris ins Exil. Hier konnten beide Weichmanns dank ihrer Tätigkeit als ausländische Journalisten beruflich und sozial Fuß fassen. Nach dem deutschen Angriff auf Frankreich im Jahr 1940 wurde Elsbeth Weichmann als „feindliche Ausländerin“ zunächst im Pariser Vélodrome d’Hiver und kurz darauf im berüchtigten südfranzösischen Frauenlager Gurs interniert. Es gelang ihr, mit falschen Papieren zu entkommen, ihren Mann wiederzufinden und gemeinsam mit ihm über Spanien und Portugal in die USA zu emigrieren.
1948 kehrte zunächst Herbert Weichmann und bald darauf auch Elsbeth Weichmann nach Deutschland zurück. Sie wirkten in Hamburg in wichtigen politischen Positionen am Aufbau der Bundesrepublik mit. Herbert Weichmanns Laufbahn gipfelte in der Position des Ersten Bürgermeisters der Stadt. Elsbeth Weichmann war von 1957 bis 1974 Abgeordnete der SPD in der Hamburgischen Bürgerschaft. Einer ihrer Arbeitsschwerpunkte lag in der Kulturpolitik, außerdem engagierte sie sich im Verbraucherschutz und initiierte die erste Verbraucherzentrale Deutschlands. Vor allem aber gab sie entscheidende und wegweisende erste Impulse für die Einführung und Durchsetzung der Geschlechter- und Gleichstellungspolitik.
Bildnachweis Startseite: Foto: Conti-Press / Staatsarchiv Hamburg
Foto: Conti-Press / Staatsarchiv Hamburg