Donnerstag, 3. Mai 2012, 19 Uhr
KörberForum, Kehrwieder 12, 20457 Hamburg

Harold Stanese (Flügel), Santiago Clemenz (Querflöte) und Elena Soltan (Violine) eröffneten den Abend mit der Phantasia Judaica von Boas Bischofswerder, komponiert während der Deportation von England nach Australien auf dem Transportschiff Dunera, später bearbeitet von Felix Werder.

Der Musikhistoriker Dr. Albrecht Dümling gab im Gespräch mit Susanne Wittek Auskunft über die historischen Hintergründe des Musikerexils in Australien, die er in langjährigen Archivstudien und Interviews erforscht und in seinem Buch Die verschwundenen Musiker. Jüdische Flüchtlinge in Australien (2011) ausführlich geschildert hat.

Seine Ausstellung Entartete Musik. Eine kommentierte Rekonstruktion wurde ab 1988 weltweit in über 50 Städten gezeigt. Seit 1990 leitet er den Förderverein musica reanimata, der sich mit Gesprächskonzerten und Buchpublikationen für NS-verfolgte Komponisten und ihre Werke einsetzt. Hierfür erhielt er 2007 von der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. den Europäischen Kulturpreis KAIROS.

Ronaldo Steiner (Bariton) sang, von Harold Stanese am Flügel begleitet, die Ballade vom nicht vergessenen Israeliten von Werner Baer, komponiert im australischen Internierungslager Hay.

Der Fagottist und Komponist George Dreyfus (geb. 1928), einer der bedeutendsten australischen Musiker deutscher Herkunft, ließ uns an seinen Erinnerungen teilhaben. Nach der Reichspogromnacht 1938 gelangten sein Bruder und er mit einem Kindertransport, der vom britischen Empire koordiniert wurde, nach Australien. Die Eltern kamen einige Wochen später nach.

George Dreyfus erhielt seine musikalische Ausbildung im Exil. Nach verschiedenen Stationen als Fagottist in führenden australischen Orchestern ist er seit 1965 mit großem Erfolg als freischaffender Komponist tätig. Er schrieb diverse Bühnenwerke, die auch in Deutschland aufgeführt wurden.

Ewa Novacka (Klarinette) und Harold Stanese (Flügel) spielten In Memoriam, Raoul Wallenberg von George Dreyfus.

Konzept, Umsetzung und Moderation: Susanne Wittek

Kooperation zwischen der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S., der Körber-Stiftung und der Herbert und Elsbeth Weichmann-Stiftung.