Georges-Arthur Goldschmidt
Der Schriftsteller, Übersetzer und Essayist Georges-Arthur Goldschmidt wurde 1928 in Reinbek in einer seit Generationen in Hamburg ansässigen protestantischen, vormals jüdischen Familie geboren. Wegen der antisemitischen Ausschreitungen im nationalsozialistischen Deutschland schickten die als „Nicht-Arier“ definierten Eltern ihn als Kind ins Ausland. Er überlebte die NS-Diktatur, versteckt in Savoyen (Frankreich), und war dort über Jahre Opfer von Misshandlungen. Die Gewalterfahrungen seiner Jugend, traumatisch verknüpft mit dem Schuldgefühl, als Jude vermeintlich unerlaubt am Leben zu sein, hat er mehrfach literarisch verarbeitet, zuletzt 2011/12 in Ein Wiederkommen und 2014 in Der Ausweg.
Foto: © Fischer Verlag, Fotograf: Hans Peter Schaefer
Als Übersetzer (u. a. von Friedrich Nietzsche, Walter Benjamin, Franz Kafka, Adalbert Stifter und J. W. Goethe) setzt er sich intensiv mit der deutschen und der französischen Sprache auseinander. Den unübersetzbaren „Zwischenraum“ zwischen diesen Sprachen macht er – als französischer Staatsbürger deutscher Herkunft mit beiden aufs Engste vertraut – für die Aufspürung von Divergenzen zwischen den Kulturen fruchtbar. Mit dem Schriftsteller Peter Handke verband ihn dreißig Jahre lang eine literarische Zusammenarbeit: Mehr als zwanzig Werke des Österreichers übertrug Goldschmidt ins Französische, und Handke übersetzte Goldschmidts Erzählungen Der Spiegeltag und Der unterbrochene Wald ins Deutsche.
Vielfach wurde Goldschmidt für sein schriftstellerisches Werk ausgezeichnet, u. a. mit dem Geschwister-Scholl-Preis, der Goethe-Medaille der Bundesrepublik, dem Prix France Culture, der Ehrendoktorwürde der Universität Osnabrück und dem Prix de l’Académie de Berlin.