TV-Dokumentation „Stille Retter“
Mit dem Deutsch-französischen Journalistenpreis 2017 ausgezeichnet!
Zur Pressemitteilung geht es HIER.
Zur Dokumentation der Preisverleihung am 4.7.2017 im Maison de l’UNESCO, Paris, geht es HIER.
Für den Preis der Deutschen Akademie für Fernsehen (DAFF) in der Kategorie „Fernseh-Journalismus“ nominiert!
Den Trailer (2 Min.) zum Film sehen Sie HIER.
Ein Interview von Deutschlandradio Kultur mit Susanne Wittek hören Sie HIER.
Wenige Monate nach dem Überfall des nationalsozialistischen Deutschlands auf Polen im September 1939 griff die Deutsche Wehrmacht auch Frankreich an. Das Land kapitulierte, und so begann auch hier die systematische Verfolgung von Juden. Bis 1944 wurden fast 80.000 Juden aus Frankreich in die Vernichtungslager im Osten deportiert und überwiegend in Auschwitz ermordet. Doch nahezu 210.000 französische und ausländische Juden in Frankreich entgingen dem Tod – die europaweit höchste Zahl überlebender Juden in einem vollständig von deutschen Truppen besetzen Land.
Dieser glückliche Umstand ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass Juden in Frankreich schon seit der französischen Revolution über tragfähige soziale Netzwerke verfügten und dass Teile der nicht-jüdischen französischen Bevölkerung den Verfolgten mit allen Arten von Maßnahmen zu Hilfe kamen. Ein dichtes Netz aus Organisationen und Einzelpersonen bot ihnen der antisemitischen Gesetzgebung zum Trotz Unterkunft und Schutz. In diesem Zusammenhang spricht der französische Historiker Jacques Semelin von einer „anderen Résistance“: einem zivilen Widerstand gegen die deutschen Besatzer und die kollaborierende Vichy-Regierung, der durch konzertierte konspirative Aktionen zehntausende potentielle Opfer vor Deportation und Ermordung bewahrte.
Die Geschichten der Retter und Geretteten zeigt der für ARTE/NDR produzierte TV-Dokumentarfilm Stille Retter.Überleben im besetzten Frankreich. In dem knapp einstündigen Film berichten Überlebende, was sie der Hilfe ihrer Mitmenschen verdanken:
- Der aus Reinbek stammende Schriftsteller und Übersetzer Georges-Arthur Goldschmidt, der als 10-Jähriger von seinen Eltern vom Hamburger Hauptbahnhof aus ins Exil geschickt wurde, in Savoyen Unterschlupf fand und seine Traumata vielfach literarisch verarbeitet hat;
- der Publizist Alfred Grosser, der als Kind mit seiner Familie aus Frankfurt am Main zunächst nach Paris floh, in Marseille versteckt wurde und sich seit Kriegsende konsequent der Verbesserung der deutsch-französischen Beziehungen widmet;
- der Politiker Robert Badinter, Nachfahre aschkenasischer Juden aus Bessarabien, der als Jugendlicher von einer Mauer des Schweigens geschützt wurde und 1981 als Justizminister unter François Mitterand in Frankreich die Abschaffung der Todesstrafe durchsetzte;
- der Psychiater und Neurologe Boris Cyrulnik, der als Fünfjähriger durch aberwitzige Zufälle seinen Häschern entkam und heute wegen seiner vielbeachteten Beiträge zur Theorie der Resilienz auch in Deutschland berühmt ist;
- Pascaline Magnard und Françoise Meyer, zwei Frauen, die in Dieulefit überlebt haben, einem 3000-Seelen-Dorf (Département La Drome), das in beispielloser Solidaraität mehr als 1000 Juden und Résistance-Kämpfer geschützt und versteckt hat.
Der französische Wissenschaftler Jacques Semelin, Professor an der Pariser Science Po und Autor der Studie Persécutions et entraides dans la France occupée. Comment 75% de juifs en France ont échappé à la mort, erläutert den historischen Kontext.
Idee: Susanne Wittek
Autoren: Susanne Wittek und Christian Frey
Regie: Christian Frey
Kamera: Thomas Bresinsky
Ton: Resa Asarschahab
Schnitt: Christoph Senn
Animation: Ali Soozandeeh
Produzent: Gebrüder Beetz Filmproduktion Hamburg
Producerin: Ira Beetz
Redaktion: Ulrike Dotzer, ARTE/NDR
Förderer: Fondation pour la Mémoire de la Shoah, Weichmann-Stiftung, Körber-Stiftung
Mit ideeller Unterstützung der Deutsch-französischen Gesellschaft Cluny e. V.
Am Donnerstag, 19. Januar 2017, 19:30 Uhr, fand im KörberForum in Kooperation mit ARTE/NDR eine öffentliche Preview mit anschließendem Gespräch statt. Auf ARTE wurde der Film erstmals am Dienstag, 24. Januar 2017, um 21:10 Uhr gezeigt.